Tanzen, Trinken und Titten

Neulich war ich wieder einmal tanzen. Was für Menschen, die mich von früher kennen durchaus immer noch befremdlich ist, da ich lange Zeit eher meine Beine abgehackt hätte.  Prinzipien sind super solange man sich daran hält.
Wieauchimmer, irgendwann einmal musste ich jemandem (ich glaube das war ich selbst) was beweisen und habe mit Erstaunen festgestellt, dass ich tanzen nicht nur mag, sondern regelmäßig brauche. Sonst fange ich an an der Bushaltestelle zu tanzen. Und auch wenn mir das wenig ausmacht, befremdet es die Menschen um mich herum, was mich wiederum… und so weiter und so fort.
Kurzum: ich habe tanzen lieben gelernt und war also neulich wieder einmal auf meiner Lieblings…veranstaltung? Disco? Party? Wie sagt man dazu? … Sie nennen es Party. Also die von StarFM. Aber andere wiederum nicht. Und ist eine Party nicht eigentlich was anderes?

Aaaanyway. Ich. Tanzen.
Wenn ich tanzen gehe, so ist eigentlich die Begleitung austauschbar. Mal mit Freundin (wenn vorhanden), mal mit 10 Leuten, mal alleine. Aber eine Person muß nach Möglichkeit dabei sein, damit es ein garantiert lustiger Abend wird. Klar, alleine geht auch. Aber da ist dann… Ach das sollte doch später kommen. Nur so viel: allein als Mann suckt. Wegen der allein rumlaufenden/taumelnden Männer.

Also muss es eigentlich korrekt heißen: Ich und meine Tanzmaus. Tanzen.
Da sind wir also und tanzen. Was dabei vielleicht vor allem lesende Männer erstaunt: ich trinke nicht, also keinen Alk. Manches Mal habe ich schon gehört das ginge nicht. Dann könne man (Mann?) nicht so locker sein! Well: Bullshit. Wenn ich tanze, nüchtern wie die restlichen 364 Tage und Nächte des Jahres, dann bin ich… motiviert.

Vermutlich lachen während des Abends mehr Menschen über mich als ich mitbekomme und dann noch einmal mehr als ich mir vorstelle. Oder weniger, da müsste ich jetzt die Komplexe befragen. Ich bin beim tanzen das, was die meisten als „zuviel des Guten“ beschreiben. Wenn Musik läuft die mir gefällt (und das ist aufgrund guter Auswahl der Veranstaltung rund 80%), dann wird das Drumherum unwichtig und ich tanze wie ein Berserker. Da meine  Begleiterin auch so ist, ist das noch weniger wichtig und fürs Selbstbewusstsein auch nicht so sehr herausfordernd.
Da ich aber irgendwo auch ein Mensch bin und gerade Single, gibt es in mir immer wieder einen Teil, der sich umschaut und die alles entscheidende Frage denkt: wer könnte interessiert sein? Die schnelle Antwort: wenn du so tanzt und dabei schwitzt wie ein Schwein, vermutlich niemand.

Abgesehen davon ist es aber auch eine schwierige Sache mit diesem flirten/aufreissen/nenneswieduwillst. Nicht nur weil ich dann irgendwo doch schüchtern oder doch zumindest so verkopft bin, dass ich vorsichtig „rangehe“. Ich bin eben nicht betrunken und damit „zu rücksichtsvoll“. Denn wenn ich sehe, dass eine interessante Frau gerade zum vierten Mal innerhalb einer halben Stunde „elegant“ angetanzt und vollgelallt wird, will ich ihr nur noch anbieten so zu tun als hätten wir was, damit sie endlich in Ruhe tanzen kann! Denn das will sie wie ich sehe und das will ich ihr ermöglichen. Natürlich lasse ich das, sonst denkt sie nur ich sei Nummer 5. Es ist unglaublich, wie wenig Menschen einem glauben man sei nüchtern, wenn man nicht am Rand der Tanzfläche steht.

Good intentions aside gibt es dann tatsächlich aber auch Situationen, in denen es zu einem ersten Schritt kommt. Und dann kommt Rise Against und ich stehe vor jener schicksalhaften Entscheidung: tits or music. Klare Entscheidung für mich!

…wenn dann das Lied (und eventuelle gute folgende) vorbei ist und ich wieder ansprechbar bin sind die meisten entweder schon weg oder desinteressiert. Weil eben „too much“. Blöd, dass ich dieses Egogepinsel meist nur im Freundeskreis und auf Arbeit hinbekomme. Dabei weiss ich ja grundsätzlich worauf es ankommt…

Wie es sich für einen Berserker gehört, werde ich beim tanzen nicht müde. Nüchtern zu tanzen hat halt auch einen immensen Vorteil. Man kackt nicht ab. Meine Tanzmaus trinkt zwar, aber ich glaube die hat einfach Derwischgene. Wir tanzen uns also in der Regel durch die ganze Nacht und im Laufe dieser wackeln zunehmend mehr Betrunkene und auch Brüste an uns vorbei.

Es ist also für mich immer auch eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Anteilen in mir, wenn ich tanzen gehe. Der Lustmolch (hooray for boobies!), der Soziopat und der Musiknarr und letzlich gehe ich dann immer alleine nach Hause. Nachdenklich, Müde und meist am Ende meiner Kräfte… aber bestimmt nicht unglücklich.

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